Josef

   
Josef kam über einen Flyer zu uns, der ihm auf der Rolltreppe übergeben wurde, und war dann bis Anfang 2021 jede Woche als Gast bei uns, Frühstück im Park.
Bescheiden, wie er war, mit seinem sanften Gemüt und Lächeln, wartete er stets, bis alle was bekommen hatten, und kam dann erst zu uns an die Tafel.
Besonders stolz war er über das Foto mit ihm, das im „heute“ veröffentlicht wurde, und dass er dadurch nun eine Berühmtheit in seinem Haus geworden sei.
Nach und nach erfuhren wir einen besonders tragischen Teil seiner Geschichte: eines Tages lag er in einer hohen Wiese am Gumpendorfer Gürtel, als ein Auto zurücksetzte und ihm über den Kopf fuhr. Erst Tage später bemerkte er, dass etwas nicht stimmte und ging ins Spital. Daraufhin musste er ins Koma versetzt werden und wurde in der Folge dann auch für tot erklärt. Wie durch ein Wunder genas er aber und konnte nach anfänglichen Verwirrungszuständen wieder einigermaßen normal, aber mit vielen Medikamenten, leben.
Josef war gelernter Tischler und Zeit seines Lebens ein Freigeist: er spezialisierte sich auf Jugendstillampen (die er auch selbst anfertigte) und war die letzten 30 Jahre vor seinem Unfall nie versichert oder in finanziellen staatlichen Abhängigkeiten.
Ästhetik, handwerkliches Können, Qualität waren ihm in hohen Maßstäben wichtig. Seine karge, aber schön eingerichtete Wohnung wirkte palastähnlich und war stets picobello geputzt.
Seit Monaten sprachen wir von einem Trommelauftritt bei FiP, es kam immer wieder das Wetter dazwischen, und irgendwie schien er auch nicht so richtig zu wollen. Nun wird es dazu nicht mehr kommen: Josef verstarb im Jänner 2021.
Wir vermissen dich schmerzlich, Josef.
 
 
 
 
 

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